Verein „Ernährungsräte Oberfranken“ gegründet

In vielen Städten Deutschlands und auch weltweit gibt es Ernährungsräte. Sie engagieren sich für die regionale, saisonale und nachhaltige Ernährung. Ob als Vernetzer für die regionale Kantinenernährung oder als Teil des öffentlichen Diskurses über eine sinnvolle Landnutzung einer Region. Ob als Gruppe von Freiwilligen, oder als Mitarbeiter einer Verwaltung, Ernährungsräte tragen zur Entwicklung regionaler Wertschöpfungsketten bei. Sie beraten die Politik und vernetzen Erzeuger, Verarbeiter und Verbraucher.

Nun hat sich auch in Oberfranken ein Dachverband der Ernährungsräte gebildet. Er ist als Verein strukturiert, und sieht sich als Vernetzungsplattform von kommunalen Ernährungsräten mit Politik, Verwaltung und Forschung. Seine Mitglieder kommen aus allen Bereichen der Ernährungswirtschaft, denn im Zusammenkommen so unterschiedlicher Akteure besteht ein großes Potential für Veränderung: Wenn der Landwirt, der Getreide anbaut mit dem Müller und dem Bäcker, sowie dem Kantinenchef an einen Tisch kommt, können plötzlich ganz neue Kooperationen entstehen und Auswege aus den Marktzwängen gefunden werden.

Am Donnerstag, den 06. Mai hat sich der Verein in Hummeltal gegründet. Aufgrund der aktuellen Corona- Situation konnte dies nur in kleiner Gruppe erfolgen; es waren 15 Gründungsmitglieder anwesend. Der Ernährungsrat, der seine Arbeit schon seit Oktober 2020 gestartet hat, zählt aber bereits wesentlich mehr Mitglieder, die nach der Notareintragung nun offiziell beitreten können.

Bei der Wahl des Vorstandes hat der Ernährungsrat Wert daraufgelegt, die ganze Wertschöpfungskette abzubilden, und möglichst viele Landkreise in Oberfranken zu repräsentieren. Die Arbeit der Ernährungsräte soll nach soziokratischen Prinzipen erfolgen: Entscheidungen trifft nicht der Vorstand alleine, sondern die Vorstandsgruppe, an der Aktive aus allen Arbeitskreisen teilnehmen können. Entscheidungen werden nicht nach Mehrheitsprinzip, sondern im Konsent getroffen.

Sabine Hafner leitete durch die Gründungs-Versammlung am letzten Donnerstag: „Mit der Gründung des Vereins Ernährungsräte ist in Oberfranken eine weitere wichtige Institution geschaffen, die eine der großen Herausforderungen unserer Zeit angeht: die Ernährungswende. Um für uns und unsere Kinder eine lebenswerte Umwelt zu erhalten und den Betrieben aus der Wertschöpfungskette Ernährung eine Zukunft zu ermöglichen, benötigen wir die Zusammenarbeit aller in unserer Region. Das Projektmanagement der Ökomodellregion Fränkische Schweiz unterstützt gerne die Aktivitäten des neugegründeten Ernährungsrats.

Statements der Vorstände der Ernährungsräte Oberfranken

 

 

Regional, saisonal und biologisch. So gestalten wir unsere Landschaft liebenswert und lebenswert. Zu diesem Ziel möchte ich beitragen- als Biobauer und Vorstandsmitglied der Ernährungsräte Oberfranken.“ (Dietrich Pax, Biobauer, Landkreis Coburg)

 

Meine Leidenschaft gilt dem Bäcker- und Konditorenhandwerk, das in unserer Heimat Oberfranken tief verwurzelt ist. Regionalität und effiziente Wertschöpfungsketten spielen aktuell schon eine zentrale Rolle. Dennoch bietet unsere Genussregion noch so viele Potentiale, die wir nutzen können und sollten. Mein Wunsch ist es, auf der einen Seite die Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen Landwirten, Müllern, Konditoren und Bäckereien weiter zu stärken und zu verbessern. Auf der anderen Seite bei den Endverbrauchern ein noch stärkeres Bewusstsein für den Mehrwert zu schaffen, den gesunde, regionale und hochwertige Lebensmittel bieten.“ (Ronny Vogel, Fachbereichsleiter Bäcker- und Konditorenhandwerk, Landkreis Kulmbach)

Oberfranken verfügt über eine weithin einzigartige kulinarische Vielfalt, insbesondere Brauer, Bäcker und Metzger gibt es bei uns so viele wie sonst kaum irgendwo. Diese Vielfalt zu erhalten und das Ernährungssystem so zu gestalten, dass unsere Lebensmittel gut, sauber und fair sind, das sehe ich als unsere Aufgabe im Ernährungsrat Oberfranken.“ (Norbert Heimbeck, Geschäftsführer Genussregion Oberfranken, Landkreis Kulmbach)

 

Ich sehe die Funktion der Ernährungsräte Oberfranken darin, einen Dialog zu generieren zwischen allen Akteuren unseres Lebensmittelsystems. Veränderung erfolgt durch Vernetzung! Die Ernährungsräte Oberfranken fungieren als Sprachrohr der Ernährungsbewegung und setzen sich für bessere Rahmenbedingungen ein, um verlorengegangene Strukturen/ Kooperationen wiederaufzubauen. Durch neue Erzeuger- Verbrauchergemeinschaften können Auswege aus Marktzwängen unseres Systems geschaffen werden und Nähe, Wertschätzung und ein solidarisches Miteinander entstehen.“ (Julia Marx, Erzeuger-Verbrauchergemeinschaft Hamsterbacke, Stadt Bayreuth)

 

 

Unsere Landschaft schmeckt! Aber die Antwort auf die Frage wie oberfränkische Lebensmittel konsequenter auf unsere Tische gelangen, kann nur aus einer Vielfalt an Perspektiven heraus gelingen. Wir setzen auf Dialoge zwischen Produzent, Verarbeiterin, Handel und Verbraucher. Von einer Monokultur zur einer Polykultur..., um überzeugend ein allgemeines Interesse der Bürgerinnen zu vertreten.“ (Daniel Hornstein, Solawi Bayreuth, Stadt Bayreuth) 

 

Mehr regionale ökologische Lebensmittel für gesundes Essen in Kitas, Schulen und Kantinen und natürlich auch für alle anderen Esser:innen ist mir eine Herzensangelegenheit. Als ehemalige Unternehmerin (Bio Bio) habe ich viele Kontakte zu regionalen Biobäuer:innen, die ich sehr gerne einbringen.“ (Maria Zeussel, ehemalige Bio-Einzelhändlerin und Vorständin der RegionalwertAG Oberfranken, Landkreis Bayreuth)

Um sicher zu sein, dass meine Lebensmittel nach biologischen, ökologischen und fairen Standards hergestellt wurden ist es günstig, die Produzenten in der Wertschöpfungskette zu kennen. Ideal ist es, wenn ich z.B. bei der Essbaren Stadt, einem regionalen Selbsterntegarten oder einer Solawi mitmache. Mit dem Fahrrad zum Feld und der Transport wird klimaneutral. Diese Initiativen zu unterstützen ist mein Fokus bei den Ernährungsräten Oberfranken.  Eine bessere Welt ist pflanzbar!“ (Matthias Schöring, Essbare Stadt, Stadt Bamberg)