Die Idee vom Tag des guten Lebens

Wie würdest du deine Stadt gestalten? Diese zentrale Frage, fordert alle Bewohner:innen in Bayreuth dazu auf, ihre persönliche Visionen vom guten Leben zu entwickeln. Was könnte es noch geben, das aktuell fehlt? Was müsste schon längst abgeschafft werden? Mit dem Tag des Guten Lebens können diese Utopien einen Tag lang im jetzt wahr werden!

Der Tag des guten Lebens macht erlebbar, wie gutes Leben im Bayreuth der Zukunft aussehen kann und wirkt anregend und inspirierend. Es wird spürbar, wie alle eine Stadt demokratisch mitgestalten können. Darüber hinaus ist der Tag eine Bühne und Netzwerkmöglichkeit für Bayreuther Initiativen und Vereine aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Soziales und Demokratie. So können sich alle Teile der Stadtgesellschaft, aktiv an der Mitgestaltung ihrer Stadt und Umgebung beteiligen.

Die Idee vom Tag des guten Lebens stammt ursprünglich aus Köln. Dort fand der erste TdgL 2013 im Stadtteil Ehrenfeld statt. Seitdem findet in Köln jährlich der TdgL statt, jeweils in einem anderen Viertel. Nach und nach entstanden auch Tage ähnlicher Art zum Beispiel in Berlin und Wuppertal. Inzwischen gibt es ein Bundesweites Netzwerk, das die Grundsätze des Tages in einer Charta zusammengefasst hat.

Jede Stadt muss auf „ihre eigene Art“ den Weg in eine nachhaltige Zukunft suchen. Diese „Eigenart“ ist nicht nur von großer Bedeutung für die Herstellung urbaner Lebensqualität und Identität, sondern ist auch unverzichtbare Ressource im Sinne der Entfaltung jeweils stadtspezifischer Kreativitäts- und Entfaltungspotentiale.

(WBGU 2016, S.4)

Entstehung und Entwicklung in Bayreuth

Eine Gruppe von P&E-Studierenden der Universität Bayreuth stellte das Konzept aus Köln im Herbst 2020 im Rahmen der Bayreuther Wandelwoche in einem Workshop vor, um den Tag des guten Lebens auch nach Bayreuth zu holen. Danach findet sich eine 6-köpfige Kerngruppe zusammen, die sich von da an bis Juli wöchentlich trifft und den Tag konkreter entwickelt. Die Gruppe organisiert sich in unterschiedliche Arbeitsgruppen: Finanzierung, Öffentlichkeitsarbeit, Organisation und Partizipation.

Der erste Bayreuther Tag des guten Lebens findet im Juli 2021 auf dem Areal des Rathaus II-Geländes statt, um die Idee des Zukunftsquartier Kreuz in der Stadtgesellschaft wieder sichtbar zu machen und die Diskussion darum politisch erneut aufzugreifen. Zudem war es vor allem ein bunter, lebendiger Tag, der nach der lange Lock-Down Zeit durch die Corona-Pandemie ganz utopisch und befreiend auf die sozial-ökologische Szenen in Bayreuth wirkte. Eine Vielzahl an Menschen, Vereinen, Initiativen und Projekten haben sich im Vorfeld eingebracht und ein reichhaltiges Programm für diesen Tag gestaltet. Die Parkplätze des Areals wurden von den Autos befreit, eine Bühne, Sitzbereiche, Spielstationen und Marktstände aufgebaut und dann durfte sich der Zauber des Tages durch das Miteinander der Menschen entfalten.

Nachdem ein Großteil der Kerngruppe von ihren Aufgaben zurückgetreten sind, fand sich ein neues Kernteam zusammen, das den Tag des guten Lebens für 2022 konzipierte. Diesmal wollte man weiter in die Innenstadt. Es gab Beispielsweise Überlegungen zum Dammwäldchen, das als ein autoärmeres Quartier entwickelt werden soll. Eine andere Überlegung war die Wilhelminenaue, um mit dem Tag ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Doch die Vorschläge wurden nicht genehmigt, sodass der Tag des guten Lebens letztendlich im und ums TransitionHaus stattfand. Auch hier haben sich unterschiedlichste Akteure mit eingebracht und ein vielfältiges Programm rund um Nachhaltigkeit, Soziales und Demokratie entwickelt.

Etwas verspätet, fand sich eine neue Kerngruppe im Frühjahr 2023 zusammen. Dabei verfestigte sich die Überlegung, den Tag des guten Lebens im Bayreuther Stadtteil Laineck zu machen. Nach einigen Ortsbesichtigungen und einem DragonDreaming Prozess im Kreis der Kerngruppe, stellte sich allerdings heraus, dass es Schwierigkeiten gab einen passenden Termin zu finden. Im Zuge dessen reflektierte die Kerngruppe gemeinsam die Optionen und die Herausforderungen und beschloss, den Tag des guten Leben in diesem Jahr nicht durchzuführen.

Es ging nicht darum, eine neue Festivität einzuführen. Vielmehr sollte dieser Tag als „Taktgeber für eine Umgestaltung der Stadt in Richtung Nachhaltigkeit und postfossile Gesellschaft“ dienen.

(Davide Brocchi, Begründer des Tag des Gute Leben in Köln)

Bedeutung und Einbettung

Das Projekt wurde gefördert von Demokratie leben!, welches im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Projekte fördert, die Demokratie Stärkung, Vielfalt Gestaltung und Extremismus Vorbeugung beabsichtigen.

Die Initiative wurde zu Beginn vom forum1.5 in der Netzwerkarbeit und zum Teil durch personelle Kapazitäten und durch die Bereitstellung von Tool unterstützt, später hat das TransitionHaus Bayreuth e.V. diese Rolle stärker übernommen. Der Tag des guten Lebens ist auch unter dem zivilgesellschaftlichen Dach des TransitionHaus Bayreuth e.V. angesiedelt.

Neben der Unterstützung und Beratung, wird die Initiative im Kontext des Handlungsfelds Wohnen untersucht, um daraus Rückschlüsse über die Rolle von Netzwerk- und Quartierspionieren in lokalen Wandelprozessen zu ziehen.