Rückblick auf das Frühjahrsforum 2024

Die Zusammenstellung der Dokumentation und Ergebnisse der einzelnen Veranstaltungen soll die Erfolgserlebnisse der Tagung einfangen. Darüber hinaus möchten wir allen Teilnehmenden die Möglichkeit geben, an den Eindrücken und Erkenntnissen im Nachgang teilzuhaben. Die Präsentationen zu der Veranstaltung “Flächennutzung und -konkurrenzen: Räume unter Transformationsdruck?” finden Sie hier ebenso.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen, bedanken uns bei allen Mitwirkenden und Teilnehmenden für Ihre Zeit und Mühe. Ohne dieses außerordentliche Engagement wäre diese Tagung in dieser Art und Weise nicht umsetzbar gewesen.

Donnerstag, 06. Juni

Die Energiewende ist ein entscheidender Hebel auf dem Weg zur Klimaneutralität. Bei der Umsetzung gibt es aber durchaus noch Herausforderungen. Prof. Dr. Sören Schöbel-Rutschmann beschäftigt sich als Architekt mit regionalen Freiraumstrukturen und insbesondere mit der Veränderung von Landschaft durch Windenergieanlagen. Bürgerbeteiligung spielt eine entscheidende Rolle, wenn Windkraftprojekte realisiert werden sollen. Prof. Dr. Petra Hutner blickte im zweiten Teil der Veranstaltung auf erneuerbare Energien im ländlichen Raum. Die Möglichkeiten und Herausforderungen für Kommunen eine nachhaltige Energieversorgung zu gewährleisten, standen dabei im Fokus.

Im Anschluss an die beiden Keynote Vortäge fand eine angeregte Diskussion zwischen beiden Referent:innen und dem Publikum statt.

Freitag, 07. Juni

Der Vormittag des Freitags war geprägt von vier Impulsen und anschließenden Diskussionen, die die  Energiewende aus den unterschiedlichen Perspektiven Arbeitsmarkt, Kommune, Forschung und Unternehmen beleuchteten.

Dr. Florian Lehmer des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), einer Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, zeigte uns auf, welche Beschäftigungseffekte die ökologischen Transformation mit sich bringt: Seit 2012 ist eine deutliche Verschiebung zu Berufen mit green skills (umweltfreundlichen Kompetenzen) erkennbar. Dabei findet eine ökologische Transformation vor allem in bestehenden Berufen statt, d.h. umweltfreundliche Kompetenzen nehmen innerhalb der Berufe zu und umweltschädliche Kompetenzen (brown skills) ab. Darüber hinaus ist die Beschäftigungsstabilität in Berufen mit green skills höher als in Berufen mit brown skills. Und junge Menschen entscheiden sich eher für eine Ausbildung in Berufen mit green skills. Zusammengenomen bedeutet dies, dass auf dem Arbeitsmarkt also gerade ein massiver Umbau, ein Arbeitsplatzstrukturwandel, stattfindet. Herausforderung ist der große Fachkräftemangel. Im Nachgang wurde diskutiert, wie wir Menschen aus Berufen mit brown skills herausbekommen und dafür die Erfahrungen aus ehemaligen Kohlegebieten nutzen können.

Norbert Zösch der Stadtwerke Haßfurt zeigte uns im Anschluss, wie es seine Kommune geschafft hat, 300% des Stromes selber zu generieren und damit auch die Sektorkopplung abzudecken. So beteiligte man sich an verschiedenen Windparks (25% davon in Bürgerhand, 25% Kommune ) sowie an einer Biogasanlage. 2016 wurde dann ebenfalls die erste Power-to-Gas Anlage in Bayern in Betrieb genommen und im Jahr 2019 durch ein hochinnovatives H2-BHKW zur Rückverstromung von regenerativ gewonnenem Wasserstoff erweitert.

Markus Rützel vom Energiecampus Nürnberg gab anschließend einen Einblick in die Forschung und stellte neue Erkenntnisse in Bezug auf Speicherung, Wasserstoff, Netze, Energieeffizienz, Elektrifizierung, Energiemarkt, Akzeptanzforschung und Energiemonitoring vor.

Jochen Krause der CHMS Wäscherei, einem textilen Dienstleister, schloss den Vormittag ab mit der Unternehmensperspektive und stellte vor, wie er durch Wärmerückgewinnung einen drastischen Reduktion im Strom- und Gasverbrauch erzielen konnte und damit den CO2 Abdruck pro kg Wäsche von über einem Kilo auf 240 gr gebracht hat.

Am Nachmittag wurden Erfolgsgeschichten der Energiewende vorgestellt, die Inspiration und Vernetzung förderten. Das Konzept der RegioCOP und die Organisation der Teilkonferenz Energie wurden erläutert. Abschließend gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema „Energiewende – schnell und akzeptiert“, mitorganisiert von Parents for Future Bayreuth.

Johannes Schnabel von Enercon berichtete über die Akzeptanz von Windkraftanlagen am Beispiel des Projektes Windkraft Fuchstal 2, bei dem die Bevölkerung stark einbezogen wurde. Auch ein Vogeldetektionssystem zur Abschaltung der Anlagen wurde kurz diskutiert. Leonard Höcht (Bayern Innovativ) gab einen Einblick in das Projekt WUNsiedeler Weg, das auf erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien setzt, Arbeitsplätze schafft und eine lebenswerte Zukunft sichert. Richard Fischer stellte das BioEnergieDorf Willersdorf vor, das auf regenerative Energien und nachhaltige Technologien setzt. Die Biogasanlage versorgt ein Nahwärmenetz, und das Dorf spart 330.000 Liter Heizöl pro Jahr. Das BioEnergieDorf ist ein Beispiel für erfolgreiche lokale Energiewende.

Professor Manfred Miosga und Julia Marx des forum1.5 geben Einblicke in die Regionale Klimakonferenz Oberfranken, welche klimafreundliches Handeln in der Region fördert. Als “Conference of Pioneers, not Parties” umfasste sie 2023 19 Teilkonferenzen sowie eine Auftakt- und Abschlussveranstaltung. Ein Ergebnis- und Abschlussdokument wurden erstellt. Ein zentrales Thema war, wie klimafreundlich gearbeitet werden kann. Zum Abschluss verabschiedeten 64 Teilnehmende eine Resolution zur langfristigen Etablierung der Konferenz. Ein Steuerungskreis, Sekretariat und Träger*innenkreis wurden eingerichtet. Vom 12. bis 21.November 2024 findet die diesjährige RegioCOP statt. In der Teilkonferenz Energie soll es dieses Jahr um Empfehlungen wie den Ausbau erneuerbarer Energien, Stärkung der Vernetzung und die Bevorzugung dezentraler Lösungen gehen. Auch sollen Kommunen Treiber der Energiewende werden.

Die Podiumsdiskussion „Energiewende – schnell und akzeptiert“ wurde von Prof. Manfred Miosga moderiert und umfasste Beiträge von Dr. Stefan Holzheu, Ulf Boderius und Mariella Schubert. Ulf Boderius (BayTEG, Energiegenossenschaft) betonte, dass Positivbeispiele die Akzeptanz der Energiewende fördern und Planungssicherheit für Unternehmen wichtig ist. Dr. Stefan Holzheu (wissenschaftlicher Mitarbeiter Universität Bayreuth, Scientists for Future) bemerkte, dass lautstarke Minderheiten Entscheidungen beeinflussen und Genossenschaften aufgrund fehlenden kommunalen Kapitals wichtig sind. Mariella Schubert (Geschäftsführerin Planungsbüro Wind18; Parents for Future Bayreuth) erklärte, dass die Windenergie in Bayern an Dynamik gewonnen hat, aber Konflikte um Flächeneigentum und Netzanschluss sowie militärische Belange Herausforderungen darstellen. Sie forderte mehr Rechtssicherheit ausgehend von der Regierung und betonte, dass die Nutzung von Gebäuden den Flächendruck reduzieren könnte.

Für eine schnelle und akzeptierte Energiewende sind Positivbeispiele, Planungssicherheit, Aufklärung, lokales Engagement und klare politische Linien notwendig. Lobbyismus und Desinformation bremsen die Entwicklung, während rechtliche Sicherheit und gemeinschaftliche Unterstützung entscheidend sind.

Am Donnerstag, 06. Juni fand die Veranstaltung “Flächennutzung und -konkurrenzen: Räume unter Transformationsdruck?” im Iwalewahaus in Bayreuth statt.
Die Veranstaltung befasste sich mit den aktuellen Flächendynamiken wie auch mit bereits bestehenden sowie zukünftigen Flächenkonkurrenzen auf nationaler sowie regionaler Ebene, die sich innerhalb der Sektoren ‘Energie’, ‘Landwirtschaft’, ‘Biodiversität’, ‘Siedlung und Verkehr’ sowie ‘Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft’ ergeben. Zudem wurden diese sektoralen Perspektiven zusammengedacht und synergetische Lösungsansätze diskutiert und auf die regionale Ebene in Oberfranken übertragen. Die Veranstaltung wurde von Masterstudierenden Stadt- und Regionalforschung organisiert. Zusätzlich wurde ein umfassendes Dossier zur Einführung in die Thematik verfasst.